Kirche Peter und Paul

Die Entstehung der neuen Peter-und Paul-Kirche Höchstädt

 

Die alte Höchstädter Kirche vor dem Brand von 1879

 

 

 

 

 

 

Diese alte Kirche, wie sie bis zu ihrem Abriß 1887 der Mittelpunkt der Gemeinde bildet, hat eine Länge von ca. 16 m, die Breite des Kirchenschiffes beträgt ca. 8 m und die des Turmes ca. 6 m. Die Höhe des Turmes samt Haube beträgt ca. 30 m. Innen sind die beiden Emporen so schmal gegenüber, daß sich die Bauern gegenseitig von einer zur anderen Empore die Hand reichen können.
Im Jahr 1795 konnte der Wunsch der Höchstädter Gemeinde, die Kirche zu vergrößern durch viele Schwierigkeiten, nicht zuletzt aus finanziellen Gründen nicht umgesetzt werden. 1834 mußte der einstige Pfarrer Vulpius für die Kirchengemeinde den Weg des Rechtstreites gehen, um die Baulastfragen mit dem bayerischen Staaat zu klären. Dieser Streit zieht sich bis 1843 hin, als das zuständige Appellationsgericht Bamberg dem Staat die Baupflicht zuschreibt. Doch damit ist erst der erste wichtige Schritt zur neuen Kirche getan. 

Der Neubau wird durch die Anor
dnung der oberpolizeilichen Behörde ein neues Pfarrhaus bauen zu müssen, erneut verzögert.
Die Frage, wie der Kirchenneubau angegangen werden soll, beschäftigt Pfarrer Wagner (1868 - 1880) während seiner gesamten Amtszeit. Der Staat würde aufgrund der Baupflicht den Neubau übernehmen, doch die Gemeinde müßte wieder Hand- und Spanndienste leisten, außerdem den Innenausbau finanzieren.
Zahlreiche Kirchengemeindeversammlungen folgen, alle jedoch mit dem gleichen Ergebnis:
"Eine neue Kirche will man schon haben, doch die damit verbundenen Arbeiten und Kosten für die Kirchengemeinde will man nicht."
Es ist nicht nur mangelnder Wille, sondern auch die ungünstigen Verhältnisse in der Gemeinde, die zumeist aus armen Webern und Tageslöhnern besteht.
Erst ein weiteres Ereignis läßt nun die Neubaupläne wieder aktuell werden: Der Brand in der "Walpurgissnacht" vom 1. auf den 2. Mai 1879. Dabei wird der Zwiebelturm der Kirche vom Feuer erfaßt.
Das Kirchenschiff scheint kaum betroffen zu sein, doch die barocke Turmhaube brennt ab und der Turm samt hölzernem Glockenstuhl brennt aus, so daß die Glocken herunterstürzen.
Pfarrer Wagner muß diesen Schrecken noch miterleben, stirbt jedoch etwa ein Jahr später, ohne den Fortgang seines großen Planes noch zu erleben.
Der Kirchturm wird mit einem sogenannten Zeltdach aus Ziegeln abgedeckt; auch 3 neue Glocken werden bald wieder angeschafft. Die Kirche selbst wird weiterhin zum Gottesdienst genutzt.
Drei Jahre bleibt die Pfarrstelle Höchstädt vakant, ohne daß natürlich in dieser Zeit ein Fortgang des Kirchenneubaues zu erwarten wäre.
Mit Pfarrer Hegwein zieht darauf ein äußerst tatkräftiger Mann in Höchstädt ein. Er nimmt den Vorschlag der Regierung an und beantragt die Ablösung der staatlichen Baupflicht. Mit notarieller Urkunde vom 30.12.1884 zahlt der Staat eine Abfindungssumme über 71.000 Mark. Dazu kommt noch eine Brandversicherungssumme von 25.000 Mark.
Am 27.10.1886 wird der Grundstein für die neue Kirche gelegt. Neben der alten Kirche wächst, aus Platzgründen Richtung Norden zum Friedhof blickend, die neue Kirche.
Bevor das alte Gotteshaus ab 07.02.1887 abgerissen wird, werden die drei neuen Glocken im Schulhof auf seinem Glockenstuhl aufgehängt. In dieser Zeit wird auch in einem Klassenzimmer, dem sogenannte Betsaal, der Gottesdienst gefeiert.

 

Mit einem großen Fest feiert Höchstädt am 20.11.1887 die Einweihung der neuen, neugotisch gestalteten Kirche, wie sie heute im Mittelpunkt des Gemeindelebens steht.
Jedoch stellt sich für uns eine Frage: Wo ist nur die für heutige Verhältnisse wertvolle Inneneinrichtung, z.B. Altar und Taufengel geblieben?
Leider ist zu befürchten, daß man sie als unmodernen Kitsch meistbietend abgegeben hat.

 

Im Krieg läuten die Glocken auf Anordnung nach Siegesfeiern - anfangs häufig, später immer seltener. Aber sie läuten auch zu den Gedächtsnisgottesdiensten für die Gefallenen - Anfangs selten, später immer häufiger.

 

 Am 25.01.1942 wird in Höchstädt im Rahmen eines Gottesdienstes Glockenabschiedsfeier gehalten. Als Predigttext wählt Pfarrer Bauer: O Land, o Land, höre des Herrn Wort! (Jeremia 22, 29). Anschließend müssen vom restlichen Geläute die beiden großen Glocken aus dem Jahr 1879 für Kriegszwecke abgegeben werden.

Nur die Kleinste darf auf dem Turm bleiben. Wichtig ist dabei nicht nur das Material, sondern auch die Ideologie: Man will die Kirche zum Schweigen    

Abnahme der Glocken 1943                                                                                  

 

Die Anschaffung neuer Glocken zählt zum Verdienst von Pfarrer Mittag (1948 - 1959). In der Gemeindeversammlung am 31.10.1951 ist man sich einig, daß trotz vielfacher anderer Nöte die Anschaffung neuer Glocken Vorrang haben soll. Bereits am 02.03.1952 findet der große Tag der Glockenweihe in Höchstädt statt.

Drei neue Glocken in der Tonfolge e - gis - h (Liedanfang: Wachet auf ruft uns die Stimme) konnte für eine Summe von ca. 11.000 DM angeschafft werden. Die Anschaffung ist eine ganz enorme Leistung der Höchstädter, die durch viele Spenden und Sammlungen möglich wurde. Bei der Glockenaufschrift nimmt man die 3 Glocken von 1879 als Vorlage, auf denen bereits das Weihnachtsevangelium zu lesen war: "Ehre sei Gott in der Höhe - Friede auf Erden - den Menschen ein Wohlgefallen" (Lukas 2,14)

Glockenweihe 1952

Später - also im Jahr 1998 erhält die Kirchengemeinde die neue vierte Glocke mit dem Zuspruch Jesu: "Kommet her zu mir alle, ich will euch erquicken!"

Am 01.05.1954 wird Höchstädt zusammen mit Thierstein umgepfarrt und gehört seitdem nicht mehr zum Dekanat Wunsiedel, sondern zum Dekanat Selb.

Eine Jahrhundertarbeit ist in den 60er Jahren die umfassende Kirchenrenovierung, die ihr zugleich ein vollkommen neues Gesicht gibt. Sehr auffällig ist die neue Innengestaltung. Die Kirche wird innen statt braun jetzt weiß getüncht. Falsche Mauerwerk um den Triumphbogen, sowie zwei symbolische Deckengemälde werden einfach überstrichen. Auch Altar, Kanzel, Taufstein und Orgelprospekt werden weiß überstrichen. Man will der Kirche den düsteren Eindruck nehmen und ihr ein freundliches Gesicht geben.

 



Der Altar nach der Renovierung

Der Taufstein nach der Renovierung

 Deutlich ist auch die Veränderung bei den Fenstern. Bei den alten, farblich gemusterten ist der Kitt eingetrocknet, die Scheiben klappern deshalb in ihren Fassungen. Eine Einzelrenovierung wäre sehr teuer. Außerdem sind sie durch Steinwurf und Beschädigung vor und während des Krieges nur notdürftig geflickt. Deshalb entschließt man sich für helle Fenster, die einen lichten Raumeindruck ermöglichen. Erhalten bleibt aus der Erbauungszeit die einzige bildliche Fensterdarstellung Jesu, wie er mittels einer aufgeschlagenen Bibel von sich sagt: "Ich bin der Weg, die Wahrheit und das Leben (Johannes 14, 6).

                                               Unser farbiges Fenster wie es noch heute im Altarraum zu sehen ist 

Im Juni 2005 fanden die letzten Renovierungsarbeiten statt. 

Der in den 60er Jahren kalte weiße Anstrich wirkte eher grau, verbraucht und weniger einladend. Altar, Kanzel und Orgel wurden vom weiß befreit und das darunterliegende schöne Holz wieder herausgearbeitet. 

 



Unser Altar nach der Renovierung 2005

Die "neue"  Kanzel



Zu jeden Gottesdienst kann man die wunderschönen Klänge unserer Orgel hören
 


Der Taufstein
 


Die Wände wurden in warmen und einladenden Terracottaton gestrichen.
So wie Sie die Kirche jetzt vorfinden, wurde sie am 12.03.2006 wieder in Betrieb genommen.

 


Zum 125 - jährigen Jubiläum bekam die Peter  und Paulkirche am 01.07.2012 den Zunamen "Radwegkirche" geschenkt.



Dank der Unterstützung der Anwohner, ist unsere Kirche zwischen April und Oktober täglich von 09.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet. Gerne laden wir Sie ein, unseren Stolz zu besichtigen.